Leben und Karriere
Barbara Valentin, geboren als Ursula Brigitte Barbara Ledersteger am 15. Dezember 1940 in Wien, war die Tochter des Filmarchitekten Hans Ledersteger und der Schauspielerin Irmgard Alberti. Nach der Scheidung ihrer Eltern wuchs sie teils in Potsdam, teils in Bruchsal auf und übernahm später den Namen ihres Stiefvaters Valentin, eines Arztes. Kurz vor dem Abitur verließ sie das Gymnasium und ging zunächst an eine Kosmetikschule, bevor sie eine Schauspielausbildung begann. In München fand sie ihre zweite Heimat und wurde dort zu einer bekannten Persönlichkeit. Ihre Zusammenarbeit mit renommierten Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder prägte ihre Karriere nachhaltig. Eine besondere Rolle spielte ihre enge Freundschaft mit Freddie Mercury, dem Leadsänger der legendären Band Queen. In ihrer 200-Quadratmeter-Wohnung in München war Mercury oft zu Gast, und die beiden teilten viele unvergessliche Momente.
Filmlaufbahn
Barbara Valentin wurde Ende der 1950er Jahre vom Produzenten Wolf C. Hartwig entdeckt. Ihre erste Filmrolle hatte sie 1958 in „Du gehörst mir“, in der sie ein Partymädchen spielte, gefolgt von ihrem offiziellen Debüt 1959 in „Ein Toter hing im Netz“. In den 1960er Jahren wurde sie durch Rollen in erotischen und Unterhaltungsfilmen wie „Das Mädchen mit den schmalen Hüften“ (1960) und „In Frankfurt sind die Nächte heiß“ (1966) als „Busenwunder“ und „Sexbombe“ bekannt und von der Boulevardpresse als „Skandalnudel“ tituliert.
Einen Wendepunkt in ihrer Laufbahn markierte die Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder. Er besetzte sie in anspruchsvolleren Rollen, etwa in „Fontane Effi Briest“, „Martha“, „Lili Marleen“, „Welt am Draht“ und als Wirtin in „Angst essen Seele auf“. Damit etablierte sie sich als Charakterdarstellerin und spielte auch in zahlreichen Fernsehproduktionen, darunter „Bomber und Paganini“ und „Neues vom Räuber Hotzenplotz“. In den 1990er Jahren zog sich Barbara Valentin zunehmend aus der Öffentlichkeit zurück. Während dieser Zeit erinnerte sie sich oft an den Dreh ihrer früheren Filme, insbesondere an die Zusammenarbeit mit Fassbinder. 1995 verließ sie die Dreharbeiten zu Christoph Schlingensiefs „United Trash“, hatte 1997 eine Nebenrolle in der Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ und stand 2001 letztmals vor der Kamera.
Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder
Barbara Valentin und Rainer Werner Fassbinder verband eine enge berufliche und persönliche Beziehung. Ihre Zusammenarbeit begann in den 1960er Jahren und umfasste mehrere bedeutende Filme. Fassbinder, ein wichtiger Vertreter des Neuen Deutschen Films, besetzte Valentin in Filmen wie „Der Pauker“ und „Die Lüge der Gräfin“. Ihre gemeinsame Arbeit an Projekten wie „Berlin, Alexanderplatz“ und „Lili Marleen“ zeigte Valentins Vielseitigkeit und ihr Talent als Schauspielerin. Die Zusammenarbeit mit Fassbinder war für beide Seiten bereichernd und trug wesentlich zu Valentins Karriere bei.
Barbara Valentins musikalische Seite
Neben ihrer Tätigkeit als Schauspielerin war Barbara Valentin auch musikalisch aktiv. Sie nahm einzelne Songs auf, die eher im Schlager-Bereich zu verorten sind. Während ihrer Zeit in München und ihrer engen Verbindung zu Freddie Mercury, dem legendären Leadsänger der Band Queen, entwickelte sie ein stärkeres Interesse an Musik. Ihre musikalische Karriere war zwar nicht so prominent wie ihre Schauspielkarriere, doch sie wirkte in verschiedenen musikalischen Projekten mit. Während dieser Zeit nahm Mercury im Studio ‚Musicland‘ Platten auf, was die kreative Atmosphäre und die Bedeutung dieser Phase in München unterstreicht.
Love Me Like There’s No Tomorrow
Für Freddie Mercury bot sie die Inspiration zu seinem Song „Love Me Like There’s No Tomorrow”, der auf ihrem Schlager „Küss mich, als gäb’s kein Morgen“ basiert. Außerdem trat sie im in München aufgezeichneten Queen-Musikvideo zu „It’s A Hard Life“ auf. Diese Zusammenarbeit zeigt, dass Valentin nicht nur eine Muse für Mercury war, sondern auch aktiv an seiner kreativen Arbeit teilnahm. Ihre musikalische Seite trug dazu bei, ihr Bild als vielseitige Künstlerin und schillernde Persönlichkeit zu vervollständigen.
Hörspiele und Literatur
Neben ihrer Filmkarriere war Barbara Valentin auch in der Welt der Hörspiele aktiv. Sie wirkte in bekannten Serien wie „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ mit und brachte ihre markante Stimme in zahlreiche Produktionen ein. Ihre Leidenschaft für Literatur spiegelte sich in ihrer Arbeit wider; sie veröffentlichte mehrere Bücher, darunter ihre eigene Biografie, in der sie offen über ihr Leben und ihre Karriere sprach. Valentins Liebe zur Literatur und zum Theater war ein wesentlicher Bestandteil ihrer Identität als Künstlerin.
Ihr Privatleben
Valentins Privatleben war von zahlreichen Krisen geprägt. Sie war dreimal verheiratet: mit dem Berliner Unternehmer Ralf Lüder (ein Sohn, Lars, geb. 1963), dem Rechtsanwalt Ernst Reichardt (eine Tochter, Minki, geb. 1967) und dem Regisseur Helmut Dietl (Monaco Franze, Kir Royal, Rossini). Alle Ehen wurden geschieden. Nach der Scheidung ihrer Eltern wuchs sie teils bei ihrer Mutter in Potsdam, teils in Bruchsal auf und übernahm später den Namen ihres Stiefvaters Valentin, eines Arztes. In der Presse kursierten immer wieder Berichte über Alkohol- und Drogenprobleme. Sie pflegte zahlreiche, teils öffentlichkeitswirksame Beziehungen, unter anderem mit dem Nachtklubbesitzer Rolf Eden.
Ihre besondere Beziehung zu Freddie Mercury
Barbara Valentins Beziehung zu Freddie Mercury hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf ihr Leben – sowohl privat als auch öffentlich. Während der frühen 1980er Jahre lebte Mercury zeitweise mit Valentin in einer Münchner Wohnung. Die beiden verband eine enge, intensive Freundschaft, die von gegenseitiger Unterstützung und einem gemeinsamen Lebensstil geprägt war. Sie teilten sich nicht nur das Zuhause, sondern auch das Münchner Nachtleben und den kreativen Kreis um Mercury. Oft schliefen sie sogar in einem Bett, was die Intimität und Freundschaft zwischen ihnen unterstrich.
Obwohl unterschiedliche Aussagen über die Natur ihrer Beziehung existieren – einige Quellen sprechen von einer rein platonischen Freundschaft, andere von einer Liebesbeziehung mit sexuellen Elementen – ist unbestritten, dass Valentin eine der wichtigsten Bezugspersonen für Mercury während seiner Münchner Zeit war. Sie bot ihm emotionale Unterstützung, half ihm, sich in der Schwulenszene Münchens zurechtzufinden, und war Teil seines engsten Umfelds. Zeitgleich war Mercury auch in einer Beziehung mit Winnie Kirchberger, was die Komplexität seiner sozialen Bindungen in München verdeutlicht.
Mercury zeigte seine Wertschätzung für Valentin auch öffentlich: Er widmete ihr auf seinem Soloalbum „Mr. Bad Guy“ eine Zeile „Thank you for big tits and misconduct“ und ließ sich von einem alten Schlager Valentins zu seinem Song „Love Me Like There’s No Tomorrow“ inspirieren. Im Musikvideo zu „It’s A Hard Life“ trat sie ebenfalls an seiner Seite auf.
Nach Mercurys Tod 1991 engagierte sich Barbara Valentin verstärkt in der Aids-Hilfe, was als direkte Folge ihrer engen Verbindung zu ihm gesehen werden kann. Die Zeit mit Mercury war für sie ein prägendes Kapitel, das ihr Leben bereicherte, ihr neue Perspektiven eröffnete und sie auch nach außen als weltoffene, engagierte Persönlichkeit zeigte. Ihre Freundschaft mit Mercury bleibt ein bedeutender Teil ihres Lebens und ihrer öffentlichen Wahrnehmung.
Ihr früher Tod
Barbara Valentin starb am 22. Februar 2002 im Alter von 61 Jahren in München an den Folgen einer Gehirnblutung, nachdem sie bereits 2001 einen Kollaps erlitten und eine längere Zeit im Koma verbracht hatte. Zuletzt war sie auch an den Rollstuhl gefesselt. Barbara Valentin wurde auf dem Waldfriedhof in München beigesetzt. Barbara Valentins Leben war geprägt von Höhen und Tiefen, Skandalen und künstlerischen Erfolgen, und sie bleibt als eine der schillerndsten Persönlichkeiten des deutschsprachigen Films der Nachkriegszeit in Erinnerung.